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Ins eigene Fleisch schneidet sich der, dem alles wurscht ist.

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“Irgendwie ist das jetzt schon übertrieben!” Ein Satz, der regelmäßig in unseren Gedanken auftaucht. Meist zur Weihnachtszeit in den unbeobachteten Momenten, in denen wir die Hosenknöpfe unter unserem Feiertagsgewand öffnen. Klar, nur noch gesunde Sachen werden wir essen. Und ab jetzt viel mehr Sport!

Wir sollten mit uns nicht zu streng ins Gericht gehen, denn der Dezember hat es in sich. Betrachten wir die Menschen als biologische Wesen, wird klar, dass unser Körper der Jahreszeitenuhr folgt. Steht der Zeiger auf Herbst und werden die Tage kürzer, stellt sich unser Stoffwechsel um. Wir rüsten gegen die Kälte auf. Unser Essverhalten zielt nun auf schnelle Energiebringer ab und unser Körper bildet lebensrettende Fettpölsterchen. Evolutionär gesehen befinden wir uns in einer Ruhephase, die kurzen Wintertage und langen Nächte laden zum ausgiebigen Schlafen und Rasten ein. Erstaunlicherweise helfen uns lange Schlafphasen, schlank zu bleiben. Das Zauberwort für diesen Widerspruch lautet “Leptin” und ist der Name des Hormons, das uns zehn Stunden am Stück durchschlafen lässt, ohne dass unserer Körper hungrig nach Nahrung schreit.

Wenig Schlaf bedeutet also mehr Hunger und weniger Selbstkontrolle. Womit wir wieder im traditionell stressigen Dezember wären – die Zeit der Weihnachtsfeiern und gesellschaftlichen Verpflichtungen, welche ausnahmslos mit viel Fleisch, Fett, Zucker und Alkohol einhergehen.

Was tut meinem Körper gut UND schmeckt mir?

Wenn es um unsere Ernährungsweise geht, wird uns von allen Seiten ein Floh ins Ohr gesetzt. Die Liste der fortschrittlichen und aktuellen Kost ist lang, der Weg dorthin breit. Low Carb, Paleo und Rohkost sind nur ein kleines Stück von der Torte der Selbstgeißelung. Wichtig ist allerdings, dass wir uns mit dem Thema gezielt auseinandersetzen und überlegen, welche ungesunden Gewohnheiten entbehrlich sind, um unsere gewohnten Verhaltensmuster langsam zu durchbrechen. Während früher Gottgegebenheit und Schicksal als Ursachen für Krankheiten galten, wissen wir heute: Wir haben es großteils selbst in der Hand.

Absurderweise wird unser Essen trotzdem immer schlechter. Die Industrie hat nicht nur die Preise der Lebensmittel nach unten getrieben: Der anteilige Zucker ist bis auf das Zwanzigfache gestiegen, der Fettanteil hat sich verdreifacht. Beim Salz wird aus dem Vollen geschöpft und fehlende Geschmacksqualität kaschiert man mit Geschmacksverstärkern. Der Einsatz von chemischen Konservierungsstoffen ermöglicht lange Transportwege, die die Lebensmittel zurücklegen, um aus billigsten Herkunftsländern “frisch” auf unseren Tellern zu landen. Klingt alles ziemlich eklig und ist zudem extrem ungesund.

Claudia Hölbling mit Lebensmitteln heimischer BauernDen Körper er-NÄHREN

Beim Essen geht es um mehr, als den hungrigen Magen mit Material zu füllen. Ziel ist es, den Körper zu er-nähren. Wir müssen unseren Zellen Nahrung in Form von Aminosäuren zuführen, die daraus lebenswichtige Eiweißarten bilden: und genau hierbei liegt die Krux begraben!

Fleisch hat in unserer Kultur emotional und historisch gesehen, einen viel höheren Stellenwert als eine Handvoll Hülsenfrüchte. Diese Einstellung rührt aus der vergangenen Zeit des elitären Festtagsbratens und der Sonntagseier. Waren diese Dinge früher der kulinarische Höhepunkt der Woche, sind wir es heutzutage gewohnt, alles zu bekommen. Immer und überall. Dass diese niedrigpreisige Verfügbarkeit nur durch Massentierhaltung und billigste Futtermittel möglich ist, verdrängen wir gerne.

Bei der richtigen Ernährung kommt es auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln an, ohne dass wir auf Produkte aus der Massentierhaltung zugreifen. Ein zu hoher Anteil an tierischem Eiweiß fördert nachweislich bestimmte Enzymaktivitäten, die die menschliche DNA angreifen. Im Regelfall schafft es der Körper, diese Fehler durch Reparatur oder Ausscheidung auszumerzen. Wenn die Zellen allerdings in einer hartnäckigen Regelmäßigkeit mit tierischen Eiweiß überschwemmt werden, mutiert die DNA, die Zellen teilen sich und Krankheiten können entstehen.

Das Essverhalten überdenken

Die Tage zwischen den Jahren geben uns Gelegenheit, unser Essverhalten zu überdenken und das geliebte Stück Fleisch wieder in den ehrenvollen Status des Sonntagsbratens zurück zu heben. Schmackhafte und gesunde Alternativen gibt es genug, ohne dass man dafür auf die Möchtegern-Fleischarten der sogenannten “Pudding-Vegetarier” zurückgreifen muss.

Dieser saloppe Begriff für manche fleischlos lebende Zeitgenossen, beschreibt das Dilemma unserer Überflussgesellschaft auf den Punkt. Er charakterisiert unsere gedankenlose Neigung zu industriell verarbeiteten Lebensmitteln und zeigt die seltenen Momente auf, in denen wir uns ein ausgewogenes und vielfältiges Mahl zubereiten. Mit dem Unterschied, dass die meisten von uns viel zu häufig Mastfleisch minderer Qualität auf ihrem Speiseplan stehen haben.

Gerhard Aichwalder vom Adamhof in Maria SaalHerkunfts-Transparenz bringt Vertrauen

Ernährungsumstellungen sind nicht leicht. Vor allem nicht, wenn sie von einem Tag auf den anderen erfolgen. Also beginnen wir im Kleinen: Nehmen wir uns wieder Zeit zum Genießen. Statt täglich “Preishammerwurst” und “Kracherpreisschnitzel” aus dem Supermarkt in uns rein zu schlingen, bereiten wir uns ein bis zwei Mal wöchentlich ein gutes Stück Fleisch zu. Zelebrieren das Besondere, in dem wir unser Essen planen: Was genau esse ich? Wie bereite ich es zu? Welche Beilage reizt mich besonders?

Bei diesen Überlegungen gehen wir selbstverständlich von allerbesten Nahrungsmitteln aus. Artgerechte Tierhaltung aus achtsamer Landwirtschaft sollte das Mindestmaß sein, nach dem wir unser Fleisch auswählen. Weitere wichtige Faktoren ist sind Transport und Schlachtung, sprich: der Stress vor dem Ende.

Alleine schon aus ethischen Gründen sollten Tiere vor der Schlachtung keinem großen Stress ausgesetzt sein. Denn tatsächlich ist das Fleisch von Tieren, die kurz vor ihrem Tod verängstigt und gestresst waren, oft minderwertig. Mehr über die artgerechte Tierhaltung und stressfreie Schlachtung erfährt ihr in diesem Video von „unserem“ Bio-Bauer und Metzgermeister Georg Weiss aus Berg im Drautal.

Wer sich für Fleisch in Bio-Qualität entscheidet, profitiert vom qualitativen Mehrwert. Bei der Zubereitung verliert langsam gewachsenes Fleisch kaum Wasser – somit ist man schon wieder in der gewohnten Preisklasse angekommen. Heimische Landwirte, die in weit über die vom Gesetz vorgegebenen Mindestkriterien hinweg denken und das Höchstmaß an Gewissenhaftigkeit in ihrer täglichen Arbeit garantieren, findet ihr unter “Landwirte-Shops”.

Speisen, die ausnahmslos aus Lebensmitteln bestehen. 

Wir sollten es uns zur Faustregel machen, grundsätzlich nur Sachen zu essen, die ausnahmslos aus Lebensmittel bestehen. Klingt logisch? Ist es aber leider nicht. Allen industriell hergestellten Produkten, die tagtäglich auf unseren Tellern landen, sind Stoffe zugesetzt, die keiner von uns freiwillig auf den Speiseplan setzen würde. Diese künstlichen Beigaben wirken auf Geschmack, Aussehen und Haltbarkeit. Wir müssen uns bewusst sein, dass alles mit Wirkung auch Gegenwirkungen hat.

Österreich und in unserem Fall Kärnten ist ein Paradies, in Anbetracht vieler anderer Regionen auf der Welt. Vor unserer Haustüre haben wir ein intaktes Umweltsystem, sauberes Wasser und ein fruchtbares Klima. Es steht alles bereit, um Großartiges wachsen und gedeihen zu lassen. Und das tut es auch. Viele fleißige Hände arbeiten tagtäglich daran, das Beste aus der Natur rauszuholen. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, dieses Geschenk zu nutzen!

Text: Laura Städtler
Fotos: Peter Pugganig, Claudia Hölbling, Adobe Stock Fotos (Titelbild)